Elisabeth Axmann

Elisabeth Axmann – Radierungen

vom 15. Februar bis zum 13. April

(Vorankündigung: Eventuell verabschieden wir diese Ausstellung am Samstag, dem 13. April mit einer Finissage, in deren Rahmen Frau Axmann aus ihrem neuen Kinderbuch lesen wird. Wir werden diese Veranstaltung rechtzeitig ankündigen, wenn alles steht.)

ELISABETH AXMANN

Seit der Renaissance ist die Landschaft an sich Gegenstand der Kunst: Als das erste reine Landschaftsbild gilt das von Albrecht Altdorfer um 1522 gemalte Bild „Donaulandschaft mit Schloss Wörth“. Seither hat die Auseinandersetzung der Künstler mit dem Thema Landschaft wohl alle möglichen Formen, Farbigkeiten und Abstraktionsstadien durchlaufen. Und heute? Ist das Thema nicht zu harmlos?

„Aus der Großstadt hinaus, hin zur Landschaft: Zwischen 1973 und 1979 erkundete die Künstlerin (E. Axmann) Dithmarschen, jene schleswig-holsteinische Landschaft zwischen Elbe und Nordsee nordöstlich von Hamburg. Sie nimmt mit Fotos und Radierungen auch teil am Kampf gegen den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf, gestaltet dann aber in klassisch-strengen Farbradierungen von großer Ausdruckskraft die Ruhe und zurückhaltende Schönheit des bäuerlichen Marschlandes, trotzt auf diese Weise der naturzerstörenden Atomindustrie…“ (Der Kunsthistoriker Friedrich Gross).

So wird die Darstellung und das Aufmerksammachen von Naturschönheit auch zur politischen Mahnung, die Schöpfung zu bewahren und gegen maßlose Übergriffe menschlicher Zivilisation zu verteidigen. – Man kann sich aber auch ganz und gar unpolitisch einfach die Seele an den schönen Bildern erwärmen.

Der Hang von Elisabeth Axmann, das Schöne, das Intakte zu portraitieren, hat sicher auch einen biografischen Hin-tergrund: 1934 in Berlin geboren, erlebte die Künstlerin als Kind die Zerstörung ihrer Heimatstadt – als junge Kunststudentin begann sie 1953, diese zerstörte Stadt zu fotografieren, setzte dies auch während des Mauerbaus fort und drang noch in den 1980er Jahren, nun schon in Hamburg lebend, zum Fotografieren in das verbotene Territorium des Berliner Gleisdreiecks ein. Ihre Berliner Stadtfotos wurden vor einigen Jahren von der Stiftung Berliner Stadtmuseum angekauft und 2010 im Ephraim-Palais ausgestellt.

Mit ihrem Bruder Carl streifte die junge Elisabeth (die damals noch Ingeborg hieß) durch die Kultureinrich-tungen der Besatzungsmächte: im Russischen Kulturhaus Unter den Linden gab es russische Filme und Kunst, im amerikanischen Pendant am Nollendorfplatz das nämliche Programm aus den USA und mit Juri Kubicek einen Jackson-Pollock-Schüler, der 1949 – 50 der eben 15-Jährigen und ihrem 4 Jahre älteren Bruder, aus dem der bekannte Pop-art-Künstler Carl Bianga werden sollte, ersten Unterricht erteilte. Im Maison de France kamen sie mit dem Existenzialismus in Kontakt und gingen zu den Vernissagen der dort beheimateten Galerie Springer, deren Galerist sie umstandslos mit zum anschließenden Essen mit den Künstlern nahm. So lernten sie Calder, Trökes und andere kennen.

Von 1951 – 53 besuchte Axmann die Meisterschule für das Kunsthandwerk. 1953 wurde sie an der Hochschule für Bildende Künste Berlin als Studentin angenommen, wo sie bis 1957 bei Karl Hofer und Hans Jaenisch freie Malerei und bei Wolf Hoffmann Radierung studierte. Als sie bei Letzterem Meisterschülerin werden wollte, offenbarte ihr dieser, dass er nicht glaube, dass er ihr noch etwas beibringen könnte. So ging sie zu der in dieser Zeit wohl weltberühmtesten Radierwerkstatt, dem Atelier von Johnny Friedländer in Paris, um sich dort 1960 – 61 zu perfektionieren. Prompt gewann sie 1961 den Kunstpreis der Internationalen Triennale für farbige Graphik, Grenchen/Schweiz und erhielt 1961 – 64 Arbeitsstipendien der Stadt Berlin.

1965 zog sie um nach Hamburg, seit 1969 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. 1983 wurde sie auf der Art Basel in einer one (wo)man show präsentiert. Von den zahlreichen Institutionen, die Arbeiten von ihr gesammelt haben, sticht das Museum of Modern Art, New York hervor. Die Künstlerin, die neben der Malerei und der Farbradierung auch als herausragende Fotografin hervor-getreten ist, ist eine absolute Vielfachbegabung: Sie hat mehrere Lyrikbände publiziert, ein autobiografisch gefärbter Prosatext ist in Arbeit. Umgekehrt hat sie sich Heinrich Heine bildnerisch angenähert, indem sie sich mit seinen Frauen auseinandersetzte.

Aber bei all den interessanten Geschichten einer Vita aus bewegter Zeit: Zum Schluss müssen doch die Bilder für sich sprechen. Nach meiner Meinung tun sie das. Und zwar sehr beredt.

(aus: Wolfgang Grätz / www.grafikbrief.de)